Rasierpinselmanufaktur und Privatkollektion: Im Süd-Osten der Republik, ziemlich genau in der Mitte zwischen Hof und Dresden liegt, malerisch an der Grenze zwischen Erzgebirge und Vogtland, die Gemeinde Stützengrün. Was kaum jemand weiß, mit der Firma MÜHLE hat dort auch eine der bekanntesten Rasierpinselmanufakturen Deutschlands Ihren Sitz. Der Besuch lohnt sich gleich doppelt. Neben der Pinselmanufaktur findet sich dort, mit rund 2000 Exponaten eine interessante Privatkollektion die 200 Jahre Rasurkultur in Gebrauchsgegenständen und Luxus-Accessoires illustriert.

Handgebundene Dachshaarpinsel begründet den Mythos

Der handgebundene Dachshaarpinsel begründet den Mythos der Rasierpinselmanufaktur in Stützengrün: Erzeugnis einer alten Handwerkszunft, die dort noch heute kultiviert wird. Gäste aus aller Welt können hier erleben, wie z.B. ein „Silberspitz Dachszupf“ entsteht. Unveränderliche Kennzeichen? Rund 20.000 Einzelhaare bilden einen dichten, fächerförmigen Körper. Den silbernen Haarverlauf ziert ein schwarzes Band, der sogenannte ‚Spiegel’. Mit gleicher Sorgfalt wie feines Dachshaar wird heute auch synthetische Premiumqualität für den Rasierpinselbesatz verarbeitet.
Augenmaß und Fingerspitzengefühl entscheiden: Die Pinselmacher nutzen historische Werkzeuge, ihre Werkbank sind schwingungsfreie Tische aus Granit. Modern sind inzwischen die Fertigungsprozesse der Griffmaterialien: Chrom, Carbon, Hölzer, Edelharz und Porzellan. Jedes Werkstück wird in mehreren Arbeitsgängen sorgfältig weiterbearbeitet und entsprechend seinen Materialeigenschaften geschliffen, poliert oder versiegelt. Zum Schluss folgen die Endmontage und Qualitätskontrolle. Wurden die Werkstücke perfekt zusammengefügt? Schimmern die Oberflächen makellos und ebenmäßig? Noch einmal wird jedes Detail sorgfältig geprüft.

Rasierpinselmanufaktur mit Privatkollektion historischer Rasieraccessoires

Auf dem Werksgelände liegen nicht nur die Manufaktur, die Produktion, Logistik und Versand, sondern auch ein kleines, feines Museum. Seit 2006 finden sich in einem historischen Frisörsalon der 1930er Jahre denkwürdige Zeitzeugen, z.B. ein kostbares Etui mit sieben Rasiermessern. Der dem täglichen Rasierstress nicht ausgesetzte Stahl erholte sich und schnitt nach einer Woche wieder besser.

Langlebigkeit und Wiederverwertbarkeit kennzeichnen das Industriedesign der letzten 150 Jahre. Ungewöhnliche Erfindungen, z.B. zum Schärfen der Rasierklingen, belegen dies. Unter Kaiser Wilhelm II. zählten andere Accessoires; eine spezielle „Barttasse” sollte das Prachtstück beim Trinken schützen. Wer auf Reisen ging, konnte einen Wassererhitzer mit Rasierpinsel mitnehmen. Rasierer, später oft Wegwerfprodukte, begleiteten manchen Besitzer ein Leben lang.

Wozu die Streichriemen-Paste diente? Für die tägliche Messerrasur musste die Klinge geschärft, der Lederriemen gepflegt werden.

Tradition und Innovation – keine Gegensätze für Christian und Andreas Mueller

SAMMLUNG MÜHLE – Geschichte als Inspiration für moderne Produkte

Die SAMMLUNG MÜHLE ist auch ein Ort der Inspiration, eine der größten Privatkollektion historischer Rasieraccessoires in Europa und bietet einen unterhaltsamen Streifzug durch 200 Jahre europäischer Rasurkultur. Gleichzeitig sind dort sind alle Entwicklungsschritte der Marke festgehalten, bis zu den historischen Verpackungen. Manchmal dienen diese auch als Vorlage für moderne Produkte. Für die RETRO-Pinsel beispielsweise wurden die  typischen Farbwelten der 50er und 60er Jahre aufgegriffen und auf das 21. Jahrhundert adaptiert. Auch die Evolution des Rasierhobels oder Sicherheitsrasierers belegen vielfältige historische Beispiele.

Die Ausstellung mit rund 2.000 Exponaten illustriert 200 Jahre Rasurkultur in Gebrauchsgegenständen und Luxus-Accessoires. Besucher sind nach telefonischer Anmeldung herzlich willkommen.